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Leseprobe aus: Das Falschschreib-Spiel fonetix© – Wir schreiben ohne Regeln frei nach Gehör. Zurück zu Bücher.

Vorwort zur zweiten und dritten Auflage

Kürzlich erklärte mir eine Lehrerin, viele Kinder mit Rechtschreibschwäche könnten nicht einmal deutlich sprechen. Wenn beide Eltern berufstätig sind und wenig Zeit haben, mit ihren Kindern zu sprechen, lernen die Kinder auf der Straße nur ein ungefähres Lautbild ihrer Muttersprache kennen. Wollen sie die Wörter dann aufschreiben, wird ihre Unsicherheit über das richtige Klangbild deutlich. Da die Wiedergabe des Klangs aber das wichtigste Grundprinzip unserer Schrift ist, ist das Wissen um die richtige Aussprache die Voraussetzung für richtiges Schreiben.
Als mich Frau Birkenbihl bat, deutsche Texte einmal rein nach Gehör aufzuschreiben, hatte ich noch keine Ahnung, was sie damit anfangen wollte. Wahrscheinlich, dachte ich, will sie jemandem beweisen, dass wir im Deutschen nicht dieselben Laute sprechen, die wir schreiben. Denn unsere Rechtschreibregeln müssen neben der Klangwiedergabe noch andere Aufgaben erfüllen: Sie sorgen für leichte Lesbarkeit, zeigen die Herkunft und die Geschichte der Wörter und ersetzen Betonung und Mimik des gesprochenen Wortes durch grafische Mittel.
Um den Unterschied zwischen Sprechen und Schreiben deutlich zu machen, hat Frau Birkenbihl das Falschschreib-Spiel erfunden. Im SPIEL, das hat sie in ihren Büchern „TROTZDEM LEHREN“ und „TROTZDEM LERNEN“ ausführlich dargelegt, lernen wir viel schneller und leichter als unter Lernstress. Als Spiel empfinden wir aber nur Tätigkeiten, die uns Freude machen, weil sie gehirn-gerecht sind und die natürlichen Tendenzen nutzen, die Neuro-Mechanismen, die in unserem Gehirn und in unserem Nervensystem angelegt sind.
Im Spiel machen wir etwas aus reiner Lust und Freude, aus Neugier und Wissbegier oder um uns und anderen etwas zu beweisen. Und  ganz nebenher lernen wir unendlich viel Nützliches, ohne es überhaupt zu merken. Wie Ihnen und Ihren Schutzbefohlenen das FALSCH-SCHREIB-SPIEL mit dem in dieser Auflage neu hinzugefügten Falsch-Sprech-Spiel hilft, das Verständnis für unsere Sprache und ihr Schriftbild mit spielerischer Leichtigkeit zu verbessern, erklärt Ihnen Vera. F. Birkenbihl auf den folgenden Seiten.
In dieser dritten, erstmals in gedruckter Form erscheinenden Auflage wurde die Schreibung von „ss“ und „ß“ der zur Zeit gültigen Rechtschreibung angepasst.
Jan Müller, April 2013


Inhalt

Vorbemerkung.................................................................................................. 3
Vorwort zur zweiten und dritten Auflage........................................................... 4
Warum dieses Spiel? Aus drei Gründen........................................................... 9
1. SOZIO-ÖKONOMISCHE DISTANZ............................................................. 9
2. Sage mir, mit wem du gehst ...................................................................... 10
3.a Die Fähigkeit zur ABSTRAKTION............................................................. 12
3.b Die Fähigkeit zu INCIDENTALEM LERNEN............................................. 13
LeHren oder LeRnen?.................................................................................... 14
Das Falschschreib-Spiel fonetix©.................................................................... 17

Zwölf Fragen zum Schreiben nach Gehör.................................................. 17
1. Hören Sie einen Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben?....... 18
2. Doppeldeutige Zeichen: Sprechen wir „Vater“ als „fater“ oder „water“?... 19
3. Vokallänge: Wie unterscheiden wir kurze und lange Selbstlaute?.............. 19
4. Unbetontes „a“ und „e“: Sagen wir „faatär unsär“ oder „faata unsa“?....... 19
5. Stimmhaft/stimmlos: Sprechen wir in „unser“ und „bist“ das gleiche „s“?... 20
6. Doppellaut „ei“: Sagen wir „ej“ oder „ai“?................................................... 21
7. Veränderung von „ig“ im Auslaut: Sagt man „hailik“ oder „hailich“?............ 21
8. Das silbische „n“: „eeaden“ oder „eeadn“?................................................. 22
9. Verhärtung im Auslaut: „tääglich“ oder „tääklich“, „giib“ oder „giip?“........... 22
10. Doppellaut „eu“: Sagen wir „e-u“ oder „oy“?............................................. 22
11. Das offene „e“: Hören wir einen Unterschied zwischen „fer“ und „fär“?... 23
12. Silbisches „n“ nach „b“ und „p“: „fäageebn“ oder „fäageebm“?................ 23

Fonetix-Training 1 „Falsch“ und „richtig“ im Vergleich........................... 25
1. Vater unser, der du bist im Himmel............................................................ 25
2. Vom Gewicht einer Schneeflocke............................................................... 27
4. Es war, als hätt der Himmel........................................................................ 31
5. Die Nachtblume.......................................................................................... 32
6. Vom König und vom Bettelmönch............................................................... 34
7. Ein großer Teich war zugefroren................................................................ 36
8. Er ist’s ........................................................................................................ 38
9. Leben nach der Geburt?............................................................................ 39
10. Der Lehrer erklärt den Blutkreislauf.......................................................... 42
11. Müsset im Naturbetrachten...................................................................... 43
12. Ich und du................................................................................................ 44
13. Gedankenspiel......................................................................................... 45
14. Ecce Homo.............................................................................................. 47
15. Dunkel war’s, der Mond schien helle....................................................... 48
16. Der Zauberlehrling.................................................................................. 50

Fonetix-Training 2 Schreiben Sie nach Gehör.......................................... 59
1. Vater unser, der du bist im Himmel........................................................... 60
2. Vom Gewicht einer Schneeflocke.............................................................. 61
3. Ich ging im Walde so für mich hin.............................................................. 62
4. Es war, als hätt der Himmel...................................................................... 63
5. Die Nachtblume........................................................................................ 65
6. Vom König und vom Bettelmönch............................................................. 66
7. Ein großer Teich war zugefroren.............................................................. 68
8. Er ist‘s........................................................................................................ 69
9. Leben nach der Geburt?........................................................................... 70
10. Der Lehrer erklärt den Blutkreislauf......................................................... 72
11. Müsset im Naturbetrachten...................................................................... 73
12. Ich und du................................................................................................. 74
13. Gedankenspiel.......................................................................................... 75
14. Ecce Homo............................................................................................... 76
15. Dunkel war’s, der Mond schien helle........................................................ 77
16. Der Zauberlehrling................................................................................... 78

Fonetix-Training 3 Schreiben Sie in Rechtschreibung............................ 85
1. faata unsa, deea duu bißt im himl............................................................. 86
2. fom gewicht aina schneefloke.................................................................... 87
3. ich ging im walde soo füüa mich hin.......................................................... 88
4. äß waaa, alß hät deea himl....................................................................... 89
5. dii nachtbluume.......................................................................................... 90
6. fom köönich unt fom bätlmönch................................................................. 92
7. ain grooßa taich waaa tßuugefrooren....................................................... 94
9. eea ißt’s..--................................................................................................ 95
9. leebm naach deea gebuuat?..................................................................... 96
10. deea leera äaklääat deen bluutkraißlauf................................................. 98
11. müßet im natuuabetrachtn...................................................................... 99
12. ich unt duu............................................................................................. 100
13. gedanknschpiil....................................................................................... 101
14. äktße hoomo......................................................................................... 102
15. dunkl waaa‘ß deea moont schiin häle.................................................... 103
16. deea tßaubaleealing.............................................................................. 105

Fonetix-Training 4 Das „Warum“ des Schriftbilds................................... 113
1. Warum schreiben wir anders als wir sprechen?...................................... 114
2. Warum schreiben wir Hauptwörter groß?................................................ 117
3. Warum schreiben wir manche Wörter zusammen?.................................. 117
4. Wie entstand die Schreibung kurzer und langer Selbstlaute?................... 119
5. Wie entstand die Konsonantenverdoppelung nach kurzen Selbstlauten?..119
6. Das Falsch-Sprech-Spiel........................................................................... 120
7. Wie entstanden <ie>, Dehnungs-h und Doppelvokal für lange Vokale?..... 121
8. Wie kam es zur Schreibung <ai>, <ei>, <eu> und <äu>?........................... 122
9. Stammschreibung: Warum schreiben wir <ä> und <äu>?.......................... 122
10. Stammschreibung: Warum schreiben wir keine Auslautverhärtung?........ 123
11. Geschriebene Beugung: Warum schreiben wir <-en> und <-er>?............ 123
12. Warum schreiben wir manchmal <v> für den Laut /f/?.............................. 124
13. Warum schreiben wir <c, ch, ph, qu, rh, th und y>?.................................. 124
14. Warum schreiben wir <sch>, <sp> und <st>?............................................ 128
15. Wann unterscheiden wir stimmhaftes und stimmloses /s/ ?....................... 129
16. Schluß-ß oder Schluss-ss - das ist hier die Frage..................................... 130

Fonetix-Training 5 Lesen Sie vereinfachte Lautschrift.............................. 133
15. dunkl va:a's................................................................................................ 134

Fonetix-Training 6 Lesen Sie IPA, die phonetische Schrift....................... 141
Vaterunser in IPA............................................................................................. 144

Nachbemerkung: Incidentales Lernen............................................................. 146
Anhang............................................................................................................ 147
Das Rechtschreib-Detektiv-Spiel..................................................................... 147
Fünf erste Möglichkeiten für MASSNAHMEN zum MERKEN!........................ 147
Quiz-Aufgabe zum RECHTSCHREIBEN........................................................ 149
RECHTSCHREIB-Spiele................................................................................ 150
Literatur- und Linkverzeichnis......................................................................... 151

.....

Fonetix-Training 1: Falsch und richtig im Vergleich

Zeilen abdeckenLesen Sie Zeile für Zeile laut und prüfen Sie, ob das Schreiben nach Gehör mit Ihrer Aussprache übereinstimmt. Dann schauen Sie nach, an welchen Stellen die Rechtschreibung von der Aussprache abweicht. Je mehr Ihnen die Unterschiede bewusst werden, desto sicherer werden Sie in der Rechtschreibung.
Sobald Sie ein Gefühl für das Schreiben nach Gehör entwickelt haben, decken Sie den Text mit einem Blatt Papier ab und schieben Sie das Blatt Zeile für Zeile nach unten, bis Sie die nächste Zeile in Rechtschreibung lesen können.
Überlegen Sie erst, wie die Zeile nach Gehör geschrieben werden müsste, bevor Sie die Abdeckung weiter nach unten schieben. 

Auf dem Bildschirm lesen Sie am besten die Zeile am unteren Bildrand und scrollen den Text Zeile für Zeile nach oben.

 .....

 

 

4. Es war, als hätt der Himmel
äß waaa, alß hät deea himl

Die Erde still geküsst,
dii eeade schtil geküßt,

Dass sie im Blütenschimmer
daß sii im blüütnschima

Von ihm nur träumen müsst.
fon iim nuua troymen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
dii luft ging durch dii fälda,

Die Ähren wogten sacht,
dii äären wooktn sacht,

Es rauschten leis die Wälder,
äß rauschtn laiß dii wälda,

So sternklar war die Nacht.
soo schtärnklaaa waaa dii nacht.

Und meine Seele spannte
unt maine seele schpante

Weit ihre Flügel aus,
wait iire flüügl auß,

Flog durch die stillen Lande,
flook durch dii schtilen lande,

Als flöge sie nach Haus.
als flööge sii naach hauß.

Joseph von Eichendorff (1788–1857)

.....

10. Der Lehrer erklärt den Blutkreis-
deea leera äaklääat deen bluutkraiß-

lauf: „Wenn ich Kopfstand mache,
lauf: wän ich kopfschtant mache,

bekomme ich einen roten Kopf,
bekome ich ainen rotn kopf,

weil das Blut in meinen Kopf fließt.
wail daß bluut in mainen kopf fliißt.

Warum bekomme ich aber im Stehen
waarum bekome ich aaba im schteeen

keine roten Füße?“ Ein Knirps:
kaine rootn füüße? ain knirpß:

„Weil Ihre Füße nicht hohl sind.“
wail iire füüße nicht hool sint.

kopfstand

 ......

Fonetix-Training 4: Das Warum des Schriftbilds

warum?Während das Schreiben nach Gehör das genaue Hinhören schult, macht es uns gleichzeitig bewusst, dass sich unser Schriftbild nicht allein vom Klang erklären lässt. Die Wiedergabe des Klangs ist zwar die Grundidee alphabetischer Schriften, führt aber nicht zur der Rechtschreibung, die im schulischen und beruflichen Alltag gebraucht wird. Kinder, die nach Jürgen Reichens Methode „Lesen durch Schreiben“ zunächst lernen, Lautbilder in Schriftbilder umzusetzen, fragen sich ganz automatisch, sobald sie die ersten fremden Texte entziffern, warum diese anders geschrieben werden als erwartet. Eine klare und kindgerechte Antwort auf dieses „Warum“ bietet ihnen die beste Gedächtnisstütze für richtiges Schreiben.
Wenn sie dagegen bei ihrer ersten Begegnung mit Rechtschreibung den Eindruck gewinnen, dass ihnen diese Regeln nur aufgezwungen werden, obwohl sie selber das Klangbild ihrer Meinung nach viel „richtiger“ wiedergeben, dann setzt sich die Ablehnung gegen Rechtschreibung tief in ihrem Unterbewusstsein fest und beeinträchtigt auch ihre Merkfähigkeit. Sicher trägt die unbewusste Ablehnung der als unsinnig erachteten Rechtschreibregeln mit dazu bei, das Einprägen des richtigen Schriftbildes zu behindern.
Damit Erwachsene Verständnis, Liebe und sogar Begeisterung für unser Schriftbild vermitteln können, müssen ihnen die Vorteile der Rechtschreibung gegenüber dem reinen Schreiben nach Gehör zunächst selber klar sein. Die Abweichungen des Schriftbilds vom reinen Klangbild lassen sich nämlich durch die Unterschiede zwischen Sprechen und Schreiben leicht erklären. Das beweist Horst Haider Munske in seinem 2005 erschienenen Taschenbuch „Lob der Rechtschreibung“, aus dem wir einige Hauptpunkte zusammenfassen wollen.
Einen kindgerechten Ansatz zur Erklärung der Rechtschreibung bietet der Schulpsychologe Norbert Sommer-Stumpenhorst auf seiner empfehlenswerten Homepage zur Rechtschreibwerkstatt http://www.rechtschreib-werkstatt.de/. Er lässt die Prinzipien der Rechtschreibung von Graf Ortho und seinen acht Prinzipienwächtern erklären, zum Beispiel von Frau Laut, die verlangt: „Schreibe wie du sprichst, aber sprich deutlich und hochdeutsch.“ Sie muss sich allerdings mit ihren Kollegen einigen wie etwa Herrn Satz, der fordert: „Schreibe so, dass der Leser dich schnell versteht.“ Auf dieses Homepage können Schüler auch Fragen zur Rechtschreibung an Graf Ortho stellen.

1. Warum schreiben wir anders als wir sprechen?

lesenlernenFragen wir einmal nach dem Hauptunterschied zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort, dann ist die Antwort offensichtlich: Das geschriebene Wort ist stumm. Meist begegnet es uns auch losgelöst vom Erzeuger, muss also für sich allein verständlich sein, ohne Betonung, Mimik und Gestik des Sprechers. Als Ersatz dafür greift die Schrift zu Mitteln, die den Text optisch gliedern und betonen: zu Satzzeichen, Großschreibung, Wortzwischenräumen, Unterscheidung gleichlautender Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung und ähnlichen Gepflogenheiten, die wir als „Rechtschreibung“ kennen.
Das Schreiben nach Gehör leuchtet zwar auf Anhieb eher ein, ist aber auf Dauer schwerer zu lesen. Da Texte jedoch oft nur von einem geschrieben, aber von Millionen gelesen werden, ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Schriftbild die LEICHTE LESBARKEIT. Der Schreiber sollte alles tun, damit der LESER den Sinn so schnell und klar wie möglich erfassen kann. Horst Haider Munske* sagt dazu:
„Die Alphabetschrift basiert auf der Wiedergabe von Lauten durch Buchstaben. Welchen Sinn hat dann die Großschreibung am Wort- und Satzanfang, die Unterscheidung von Leere und Lehre, von daß und das? Warum schreiben wir Eltern mit e, aber älter mit ä, warum Bild  mit d, obwohl doch am Wortende ein t gesprochen wird? All dies kompliziert doch offensichtlich das Verhältnis von Lauten und Buchstaben und macht das Erlernen der Rechtschreibung schwerer. So ist es, und es hat einen guten Grund: die Ausrichtung der Orthographie auf den Leser.“
Wie die Ausrichtung auf den Leser unser Schriftbild prägt, mag ein kurzer Lesetest verdeutlichen. In den folgenden zwei Abschnitten wurden jeweils einige Wörter ausgelassen. Bei welchem Abschnitt erraten Sie eher, worum es geht?

*Horst Haider Munske: Lob der Rechtschreibung, S. 30

Blick auf eine Originalseite im Buch:

fonetix schriftbild 115
.....

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dunkel wars laautschrift

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